Ludwig Quidde-Preis 2014 geht an Professor Mary Kaldor
Der Ludwig Quidde Preis 2014 geht an die britische Politikwissenschaftlerin Mary Kaldor, die Leiterin der Civil Society and Human Research Unit der London School auf Economics and Political Science (LSE). Mit dem Preis zeichnet die Ludwig Quidde Stiftung herausragende wissenschaftliche Leistungen aus, die sich in der Tradition des Friedensnobelpreisträgers Ludwig Quidde mit den Themenfeldern Frieden und Freiheitsrechte auseinandersetzen und eine gesellschaftspolitische Wirkung entfalten.
Die Preisverleihung fand am 18. November 2015 um 18.30 im THEATER IM PALAIS, Am Festungsgraben 1, Berlin statt.
Professor Mary Kaldor (geb. 1946) absolvierte ihr Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Wirtschaftswissenschaft an der Universität Oxford. Ihr wissenschaftlicher Werdegang begann in den Jahren 1967 bis 1969 am Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), wo sie heute Mitglied des Kuratoriums ist. Anschließend wechselte sie an die University of Sussex und arbeitete hier bis 1999 in unterschiedlichen Forschungszusammenhängen zu Fragen von Rüstungsdynamiken und Abrüstung sowie Friedenssicherung und –konsolidierung. Schließlich übernahm sie 1999 eine Stelle als Dozentin am Centre for the Study of Global Governance der London School of Economics and Political Science und wurde nach kurzer Zeit zur Professorin ernannt. Von 2003 bis 2011 war sie Direktorin dieses Zentrums. Seit 2011 leitet Mary Kaldor die Civil Society and Human Research Unit am LSE. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt hier vor allem Fragen zivilgesellschaftlicher Entwicklungen auf globaler Ebene und humanitär ausgerichteter sicherheitspolitischer Konzeptionen.
Die wissenschaftliche Reputation von Mary Kaldor zeigt sich in zahlreichen Gastaufenthalten an internationalen Forschungseinrichtungen, darunter am Massachusetts Institute for Technology (MIT), an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris, am Institute for Global Conflict and Cooperation der University of California, am Bryn Mawr College, Pennsylvania und an der Fondation de Sciences de l’homme, sowie in Ehrendoktorwürden.
Über ihre wissenschaftliche Arbeit hinaus engagierte sich Mary Kaldor als Beraterin zahlreicher internationaler Organisationen, unter anderem der Vereinten Nationen und der Weltbank. Sie ist Mitbegründerin der European Nuclear Disarmament-Bewegung und der Helsinki Citizens Assembly, sie sich in den 1980er Jahren für Abrüstung und Demilitarisierung, insbesondere die nukleare Abrüstung in Europa, sowie den Aufbau zivilgesellschaftlicher Kontakte zwischen Ost und West einsetzten.
Eine große internationale Aufmerksamkeit in Wissenschaft und Öffentlichkeit erzielte Kaldor durch ihre Studie zu „alten und neuen Kriegen“ im globalen Zeitalter. Darüber hinaus beteiligte sie sich federführend an der Konzeption von zwei Strategiepapieren für die Europäische Union (Barcelona Report 2004; Madrid Report 2007), in denen eine an humanitären Zielen ausgerichtete europäische Sicherheitspolitik entworfen wurde. In neueren Veröffentlichungen (u. a. “The Ultimate Weapon is No Weapon – Human Security and The New Rules of War and Peace”, dt. 2012) vertiefte Mary Kaldor ihre Überlegungen zu einer Neuorientierung der europäischen und globalen Friedens- und Sicherheitspolitik.
zum Lebenslauf von Mary Kaldor
ausgewählte Publikationen der Preisträgerin
Erstmalige Verleihung des Ludwig Quidde-Preises
Am 27. September 2012 verlieh die Ludwig Quidde-Stiftung im Friedenssaal des Historischen Rathauses in Osnabrück erstmalig den Ludwig Quidde-Preis. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeichnet herausragende wissenschaftliche Leistungen aus, die in der Tradition des Denkens und Wirkens des deutschen Friedensnobelpreisträgers von 1927, Ludwig Quidde, stehen.
Als ersten Preisträger wählte die von der Stiftung berufene Jury den Völkerrechtler
Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Tomuschat
aus. Mit Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Tomuschat habe die Ludwig Quidde-Stiftung, so der Vorsitzende Prof. Dr. Michael Brzoska in seiner Begrüßungsansprache, einen würdigen ersten Preisträger gefunden, dessen Denken und Handeln in der Tradition des Friedensnobelpreisträgers stehe.
Der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Jost Dülffer, hob in seiner Begründung der Entscheidung hervor, dass Christian Tomuschat wegweisende wissenschaftliche Arbeiten vorgelegt habe, die sich mit der Stärkung des internationalen und innergesellschaftlichen Friedens und der Menschenrechte auseinandersetzten.
Die Laudatio auf den Preisträger hielt Dr. Emily Haber, Staatssekretärin des Auswärtigen Amtes. Sie zeichnete die wichtigsten Stationen in der wissenschaftlichen Karriere Christian Tomuschats nach und unterstrich insbesondere seine hohe Reputation in internationalen Fachgremien, in welchen er lange Jahre mitwirkte.
In seiner Ansprache zeigte sich Christian Tomuschat sehr bewegt über die Ehrung. Das Beispiel Ludwig Quiddes verdeutliche, dass jeder einzelne einen wichtigen Beitrag zu mehr Frieden auf der Welt leisten könne. Diese Einsicht habe ihn immer wieder dazu motiviert, sich über die wissenschaftliche Arbeit hinaus für die Stärkung des Rechts einzusetzen.
Die Ludwig Quidde-Stiftung nahm die Preisverleihung ferner zum Anlass, Prof. Dr. Karl Holl für seine Verdienste um die Erforschung des Lebens und Wirkens des Friedensnobelpreisträgers Ludwig Quidde zu ehren. Dr. Corinna Hauswedell hob in ihrer Würdigung hervor, dass die von Karl Holl verfasste Biographie über Ludwig Quidde mit Fug und Recht als ein opus magnum bezeichnet werden könne, mit dem Quidde vor dem Vergessen bewahrt werde.
Zur Pressemitteilung
Zum Preisträger Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Tomuschat
Zur Person Ludwig Quidde
Zum Ludwig Quidde-Preis